Nachdem die Muttergesellschaft ihre Aktionäre noch am Montag mit einer Sonderdividende aufgrund des Verkaufserlöses der Beteiligung am „Drive Now“-Joint Venture an BMW beglückte, erreicht nun Dieselgate die 42-prozentige Tochtergesellschaft Sixt Leasing mit voller Wucht.
Sixt Leasing hat drei Geschäftsfelder: PKW-Flottenleasing für Firmenkunden, Flottenmanagement-Service für Firmenkunden sowie den Fahrzeugverkauf an Privatkunden. Grundsätzlich ein solides Geschäft, wäre da nicht Dieselgate, das sich nun auch in den heute veröffentlichten Zahlen des Unternehmens für das abgelaufene Geschäftsjahr und im Ausblick auf das Gesamtjahr 2018 niederschlägt.
Bereits mit Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse für 2017 im Oktober vergangenen Jahres hatte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr zurückgenommen, im wesentlichen bedingt durch eine „zusätzliche Risikovorsorge für die Restwerte der Leasingfahrzeuge“, was nicht weniger bedeutete als die Angst vor einem stärkeren Preisverfall bei Diesel-Rückläufern. So fielen auch die Zahlen für 2017 mit einem Umsatz von 744 Millionen Euro, einem operativen Gewinn (EBITDA) von 234 Millionen Euro sowie einem Vorsteuerergebnis von 30 Millionen Euro zwar noch im Rahmen dieser zurückgenommenen Prognosen aus. Negativ ist allerdings der Ausblick für 2018 zu werten. Das Unternehmen erwartet nun in allen drei Kennziffern kaum mehr Wachstum gegenüber 2017.
Einer der Hauptgründe aus unserer Sicht: Seitdem das Bundesverwaltungsgericht vor zwei Wochen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Städten legitimiert hat, befinden sich deren Restwerte im freien Fall. So verwundert es nicht, dass sich dies nun auch verstärkt auf die Flotte von Sixt Leasing auswirkt. Zwar hatte das Unternehmen zum Jahresende 2017 nur noch rund 5.600 Fahrzeuge mit EU5-Norm oder niedriger im Bestand. Da allerdings nun auch Diesel mit EU6-Norm zunehmend in die Diskussion geraten, sind auch hier die Restwerte unter Druck. Hiervon hatte das Unternehmen immerhin rund 17.000 Fahrzeuge zum Jahresende im Bestand. Und im Gegensatz zur Muttergesellschaft, bei der immerhin 95 Prozent der Flotte über Rückkaufsverträge mit den großen Automobilherstellern abgesichert sind, also das Restwertrisiko bei den Autoherstellern liegt, unterliegen bei Sixt Leasing nur 45 Prozent der Flotte einer solchen Rückkaufsvereinbarung.
Zusätzlich kommt nun die Frage nach den Wachstumschancen im Autoabsatz auf. Dies wird voraussichtlich weniger das Flottenleasinggeschäft betreffen, da es hier aufgrund der jährlich geforderten Laufleistung keine Alternative zum Diesel gibt. Betroffen wird vielmehr das Geschäft mit Privatkunden sein, dem bislang größten Wachstumstreiber von Sixt Leasing. Immerhin hat es dieser Bereich innerhalb von drei Jahren von Null auf rund 50 Prozent Anteil am Gesamtumsatz gebracht. Ein Blick auf die Online-Plattform von Sixt zeigt, dass angesichts des Restwertrisikos die Leasingraten für Dieselfahrzeuge in den letzten Wochen derart gestiegen sind, dass sie deutlich unattraktiver geworden sind. Dies wird sich negativ auf das Wachstum der Online-Retail Sparte auswirken.
Basierend auf den bisherigen Markterwartungen und dem bereits eingetreten Kursverfall in den letzten Wochen waren die Aktien von Sixt Leasing mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 13 sicherlich nicht ambitioniert bewertet. Da sich diese Markterwartungen nun jedoch als Makulatur erweisen, muss die Aktie neu bewertet werden. Das bedeutet auch, sowohl der Emissionskurs von 21 Euro als auch der Höchstkurs im vergangenen Oktober von rund 23 Euro sollten so schnell nicht wieder erreicht werden.