Jeder Aktienanleger kennt das. Man hat eine vielversprechende Aktie gekauft und prompt fällt der Kurs. Nach ein paar Wochen sitzt man auf einem Verlust von 10 Prozent. Was tun? Mit Verlust verkaufen, aussitzen oder verbilligt nachkaufen?
Professionellen Investoren geht es genauso. Häufig arbeiten diese mit sogenannten Stopp-Loss-Marken, bei denen bei Unterschreiten einer vorab definierten Verlustschwelle, zum Beispiel 10 Prozent, automatisch eine Verkaufsorder generiert wird. Und nicht selten werden auch Profi-Investoren von ihren Stopp-Loss-Orders auf dem falschen Fuß erwischt, weil just nach dem Verkauf die Aktie wieder dreht und steigt, nachdem man zuvor zum Tiefstkurs ausgestiegen ist. Und schon ist man mittendrin im Thema Risikomanagement.
Aber was genau versteht man darunter und wie funktioniert es. Das allwissende Wikipedia sagt: Risikomanagement umfasst sämtliche Maßnahmen zur systematischen Erkennung, Analyse, Bewertung, Überwachung und Kontrolle von Risiken. Das trifft die Sache zwar auf den Punkt, aber die Umsetzung in der täglichen Praxis gestaltet sich als schwierig und facettenreich.
Für Value-Investoren hat es sich bewährt, das Risikomanagement nicht als externen regelbasierten Prozess zu betrachten, sondern als impliziten Bestandteil des Portfoliomanagements. Dies fängt bereits bei der Auswahl der Unternehmen an. Warren Buffet sagt „Kaufe nur, was du verstehst“. Das ist bereits der erste Schritt im Risikomanagement. Leichter gesagt als getan, aber es zahlt sich aus.
Als zweiten Schritt sollte man nur mit einem ausreichend hohen Risikopuffer kaufen, das heißt man braucht eine ausreichende Sicherheitsmarge zwischen dem Kurs der Aktie und dem fairen Wert des Unternehmens.
Wenn eine Aktie die ersten beiden Schritte überstanden hat und im Portfolio eines Investors gelandet ist, beginnt die eigentliche Arbeit: das permanente Überwachen des Investments. Man muss sich regelmäßig hinterfragen, ob man mit seiner Investmentthese noch richtig liegt oder ob sich irgendetwas bei dem Unternehmen oder dessen Umfeld geändert hat, was möglicherweise die Investmentthese gefährden könnte. Ist dies der Fall, sollte man keine Scheu haben, sein Investment zu verkaufen, notfalls auch mit Verlust. Denn bekanntlich ist Stolz an der Börse sehr teuer und die ersten Verluste sind die geringsten.
Mit diesen drei Schritten kann man als Investor zumindest das Risiko, das in dem Geschäftsmodell der Unternehmen liegt, reduzieren. Nicht beeinflussen lässt sich dadurch jedoch das Aktienmarktrisiko, dem die Kurse der Unternehmen im Portfolio naturgemäß auch unterliegen.
Hier hat es sich bewährt, statt eines hektischen Verkaufs und Zurückkaufs von Einzeltiteln eine flexible Absicherung auf Gesamtportfolioebene zu fahren. Hilfreich ist, zunächst das Gesamtbeta des Portfolios zu ermitteln, um die Sensitivität des Portfolios gegenüber dem Gesamtmarkt, zum Beispiel Dax oder EuroStoxx, zu kennen. Im zweiten Schritt sollte man sich klarmachen, wie stark man sein Portfolio gegenüber dem Vergleichsindex absichern möchte. Daraus ergibt sich dann die Anzahl der zu verkaufenden Futures oder Optionen oder alternativ auch die Zahlen der zu kaufenden Short-ETFs, mit denen man das Portfolio flexibel absichern kann.