Vordergründig bleiben die Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte auch im kommenden Jahr unverändert: eine robuste weitweite Konjunktur in Verbindung mit weiter relativ niedrigen Zinsen lassen Aktien weiter alternativlos erscheinen. Doch nach einem nunmehr neun Jahre andauernden Anstieg der Börsen – unterbrochen von einem kleinen Rücksetzer in 2011 – stellt sich die Frage, ob es so weiter gehen kann.
Eine von steigenden Zinsen ausgehende Rückschlaggefahr sollte überschaubar bleiben. Auch wenn die US-Notenbank Federal Reserve ihre Politik der kleinen Zinserhöhungen in 2018 weiter fortsetzen wird, bleibt das absolute Zinsniveau immer noch niedrig. Und die Europäische Zentralbank hat auf ihrer letzten Sitzung Mitte Dezember klar signalisiert, dass 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr und 1,5 Prozent Inflation nicht ausreichen, um Zinserhöhungen zeitnah in Erwägung zu ziehen. Wir gehen davon aus, dass es in der Amtszeit von Präsident Mario Draghi bis Herbst 2019 zu überhaupt keiner Zinserhöhung der EZB kommen wird.
Dennoch gibt es ausreichende Gründe für mögliche Rückschläge an den Börsen. Erstens sehen wir politische Risiken wie den Nordkorea-Konflikt oder die anstehenden Wahlen in Italien. Zweitens existieren konjunkturelle Risiken auch durch fragwürdige realökonomische Effekte der expansiven Geldpolitik wie zum Beispiel eine Blasenbildung im Immobiliensektor. Und drittens sehen sich die Finanzmärkte systemischen Risiken gegenüber, wie sie von der hohen Verschuldung Chinas oder der zu erwartenden Durchdringung von Kryptowährungen im institutionellen Anlagebereich ausgehen können. All dies wird bereits hinreichend diskutiert. Und die Szenarien, die nicht auf dem Radar sind, werden dann unter den so genannten „Schwarzen Schwänen“ subsummiert.
Auch wir wissen nicht, welche der obigen Auslöser zu einer Kurskorrektur führen wird. Deutlich zu beobachten ist allerdings, dass die Anzahl möglicher Gründe in den vergangenen Monaten stark zugenommen hat und gleichzeitig die Börsen in eine Phase der Überhitzung eingetreten sind. Somit gehen wir davon aus, dass die niedrige Volatilität bald der Vergangenheit angehören wird und die Schwankungen zwangsläufig zunehmen werden.
Dieses Szenario wäre dann negativ für diejenigen Anleger, die zum Beispiel mit Exchange Traded Funds (ETFs) in den Gesamtmarkt investieren, aber könnte positiv für diejenigen Investoren sein, die sich auf Einzelaktien konzentrieren. Allerdings liegt auch für die berühmten „Stockpicker“ der Teufel im Detail, da die Bewertungen vieler Aktien auf Basis der Konsensgewinnschätzungen für die folgenden Jahre nicht mehr günstig sind. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und sind beunruhigt darüber, dass die in die Kurse eingepreisten Erwartungen für einige Unternehmen zu ambitioniert sind. Das eröffnet einen großen Raum für Enttäuschungen in den Quartals- und Jahresberichten im Verlauf des kommenden Jahres einhergehend mit entsprechenden Kursverlusten in den jeweiligen Aktien.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, in ein Portfolio aus Unternehmen mit dem Fokus auf solide und wenig zyklische Geschäftsmodelle bei noch vertretbarer Bewertung zu investieren, bei denen keine überzogenen Erwartungen hinsichtlich der Gewinnentwicklung bestehen.
Werte auf dem deutschen Nebenwerte-Kurszettel, auf die diese Konstellation zutrifft, sind unter anderem das Telekom- und Medienunternehmen Freenet, der Sportwetten-Anbieter Bet-at-home und der Softwareentwickler für industrielle Prozesse PSI. Freenet und Bet-at-home bieten zudem eine hohe Planbarkeit der Gewinne in Verbindung mit Dividendenrenditen von über fünf Prozent. Bei PSI könnten sich die Gewinnerwartungen der Analysten für die nächsten Jahre sogar noch als deutlich zu konservativ herausstellen, mit positivem Überraschungspotenzial bei entsprechenden Nachrichten.