Die Uzin Utz AG mit Sitz in Ulm blickt auf eine über hundertjährige Firmengeschichte zurück. Das Unternehmen ist ein führender europäischer Anbieter von Produkten für die Bodenverlegung und –pflege. Es entwickelt und produziert bauchemischen Produkte für die Verlegung von Bodenbelägen aller Art bis hin zur Oberflächenveredelung sowie die Maschinen für die Bodenbearbeitung. Die Gründerfamilie hält 55 Prozent an dem Unternehmen, ein bedeutender Zulieferer hält weitere 26 Prozent.
Wir sehen, dass die Gründerfamilie ein großes Interesse am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens hat. Aus unserer Sicht ist Uzin Utz ein exzellent geführtes Unternehmen mit starkem Fokus auf Automation in der Produktion, Servicequalität und dementsprechend auf Profitabilität ausgerichtet.
Zudem profitiert das Unternehmen von einem vorteilhaften Marktumfeld bedingt durch den hohen Renovierungs- und Sanierungsbedarf bei Immobilien und steigender Neubautätigkeit. Das Unternehmen hat eine klare und nachvollziehbare Strategie bis zum Jahr 2019 ausgegeben.
Nicht zuletzt aufgrund der Expansion in den USA sehen wir die Möglichkeit, dass das Unternehmen dann bei einem Umsatz von 400 Millionen Euro auf einen operativen Gewinn von 40 Millionen Euro kommt. Dann wäre das Unternehmen beim heutigen Kurs von 58 Euro mit rund dem 8-fachen des operativen Gewinns und einem KGV von rund 6 bewertet. Für uns trotz des starken Kursanstiegs in diesem Jahr immer noch ein klares Schnäppchen.
Die Wincor Nixdorf AG war bis vor kurzem hinter den US-amerikanischen Wettbewerbern NCR und Diebold weltweit der drittgrößte Anbieter von Bankautomaten und Kassensystemen. Die Branche steht seit einigen Jahren bedingt durch die Sparmaßnahmen der Banken und Filialschließungen sowohl im Banken als auch stationären Einzelhandel unter massivem Konsolidierungsdruck. Auch Wincor Nixdorf konnte sich diesem rückläufigen Trend nicht entziehen und musste in den letzten Jahren mehrfach Gewinnwarnungen veröffentlichen. Vor diesem Hintergrund war die Aktie für uns nicht interessant.
Dies änderte sich jedoch schlagartig im Herbst 2015, als der Konkurrent Diebold ein Übernahmeangebot für Wincor Nixdorf zu 52,50 Euro je Aktie abgab. Nach dem Ende der Angebotsfrist hielt Diebold einen Anteil von mehr als 70 Prozent an Wincor Nixdorf. Somit lag aus unserer Sicht der Abschluss einen sogenannten Beherschungs- und Gewinnabführungsvertrags (BuG) in Greifweite.
Für den Abschluss eines BuG benötigt das beherrschende Unternehmen einen Anteil von mindestens 75 Prozent am übernommenen Unternehmen. Durch einen BuG wird die Leitung des übernommenen Unternehmens, sowie dessen Gewinne / Verluste an das übernehmende Unternehmen übergeben. Der Abschluss eines BuG erfordert zudem eine Mehrheit von mindestens 75 Prozent durch die Hauptversammlung des übernommenen Unternehmens. Als Ausgleich bekommen die Aktionäre des übernommenen Unternehmens eine einmalige Abfindung je Aktie in bar oder in Aktien des übernehmenden Unternehmens. Alternativ können sie den Ausgeich in Form einer festgelegten Garantiedividende wählen, die das übernehmende Unternehmen für mindestens 5 Jahre garantieren muss. Die Garantiedividende ist für Anleger meist eine attraktive Alternative, dass sie eine stabile Einnahme bedeutet.
Wie von uns erwartet, kaufte Diebold tatsächlich weiter Aktien von Wincor Nixdorf über die Börse zu und vermeldete kürzlich den Abschluss eines BuG, der den ausstehenden Aktionären von Wincor Nixdorf einen Verkaufspreis von 53,34 Euro je Aktie garantiert oder alternativ einen Garantiedividende von 3,17 Euro je Aktie. Dies entspricht selbst beim heutigen Kurs von 67,50 Euro je Aktie noch immer einer attraktiven Dividendenrendite von 4,7 Prozent brutto.
Das heißt auch wenn ein Unternehmen isoliert betrachtet zunächst nicht die Kriterien eines vielversprechenden Investments erfüllt, da es – wie im Fall von Wincor Nixdorf – ein Restrukturierungsfall in einer gebeutelten Branche ist, kann durch die Sondersituation einer Übernahme ein interessantes Investment werden.
Zudem gehen wir davon aus, dass Wincor Nixdorf zusammen mit Diebold langfristig besser aufgestellt sein wird, so dass das Unternehmen gestärkt aus der Branchenrestrukturierung hervorgehen wird.